Alan E. Baklayan

Krieg der Bergdämonen

Auf den Spuren des Heiligen

Krieg der Bergdämonen

Eine „Anleitung zur Persönlichkeitsentwicklung“?

Gerade erschienen ist ein Buch mit dem Titel „Der Krieg der Bergdämonen – Auf den Spuren des Heiligen“. Darin beschreibt der Autor in allegorischer Form einen Krieg zwischen zwei verfeindeten Clans von Tengus (i.e. Bergdämonen). Genauer gesagt, handelt das Buch nicht von dem Krieg selbst, sondern von den Erfahrungen und Eindrücken dieser Fabelwesen, die an diesem Krieg teilnehmen, und den Fragen, die sich ihnen dadurch stellen, sowie den Unterweisungen, die sie von ihren Lehrern, den Dai-Tengus, diesbezüglich erhalten.

Wie bereits angeführt verwendet der Autor, ein ausgewiesener Experte in der Kampfkunst mit jahrzehntelanger Erfahrung als Lehrer und Heilpraktiker, dieses Szenario und die mythologische Sprache, um den Leser mit den existentiellen Fragen in Kontakt zu bringen, die seit je her den Menschen begleiten und je nach Epoche und Tradition ihre Ausformung gefunden haben.

Im Allgemeinen wird in unserer aktuellen Zeit in diesem Zusammenhang von „Persönlichkeitsentwicklung“ gesprochen und es gehört heute zum guten Ton, etwas „für seine Persönlichkeit“ zu tun - oft dann, wenn sich unverhofft zwischen zwei Terminen eine Lücke auftut und man plötzlich „Leerlauf“ hat.

Das Wort „Persona“, das in Persönlichkeit enthalten ist, bedeutet „Maske“. Gemeint ist die Maske, die in früheren Zeiten Schauspieler während des Theaterstückes trugen. Auch der heutige Mensch trägt diese Maske (Persönlichkeit) und versteckt damit sein Wesen. Vor dem Hintergrund des eben Gesagten „schmeckt“ das Wort „Persönlichkeitsentwicklung“ nun doch ganz anders – verliert seinen Flair und wird dadurch fad...

Zurück zu dem Buch, das uns hier interessiert. Der Autor verwendet, wie bereits gesagt, eine andere Sprache, d.h. es wäre vergeblich, das Wort „Persönlichkeit“ darin zu suchen. Vielmehr lesen wir von „Dämonen-Natur“. Wenn es eine Dämonen-Natur, eine Maske, gibt, dann muss es doch dahinter eine weitere, andere wirkliche Natur geben? Tatsächlich wird in dem Buch auch von dieser „wahren Natur des Menschen“ gesprochen. Bezeichnenderweise unterscheiden sich die Dai-Tengus, die Lehrer der Klein-Tengus, äußerlich u.a. dadurch, dass sie bereits einige der Zeichen ihrer Dämonen-Natur verloren haben...

Worum geht es also? Ganz einfach. Das Buch handelt von den Versuchen der Tengus, ihre Dämonen-Natur zu umwandeln und sie nicht noch weiter zu entwickeln. Durch die Zeugnisse der einzelnen Klein-Tengus schimmert eine Dualität durch. Jeder von ihnen hat eine bestimmte Persönlichkeit. Genau diese ist es, die seinen Träger die Welt auf die für ihn typische Weise erkennen und erfahren lässt. Der aufmerksame Leser erkennt manchmal deutlich, manchmal zwischen den Zeilen, je nach dem wie seine Dämonen-Natur beschaffen ist, dass jeder Klein-Tengu, der Zeugnis von seinen Erfahrungen in dem allnächtlichen Kampf abgibt, eigentlich beschreibt, wie er an seiner Dämonen-Natur scheitert bzw. bis dato gescheitert ist.

Wenn man die Gelegenheit hat, mit einem Menschen zu sprechen, der tatsächliches Wissen über innere Entwicklung hat oder wenn man ältere Texte verschiedener Traditionen liest, ist immer von einem Prozess die Rede, der Jahrzehnte und manchmal sogar ein ganzes Leben dauert.

Das Buch „Der Krieg der Bergdämonen“ ist keines, das man schnell mal so liest, um Informationen zu erhalten oder mit dem man die Zeit totschlägt. Sondern es begleitet den Leser, der sich darauf einlässt, durch die verschiedenen Stufen dieses Umwandlungsprozesses.

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